
Hilfe für geflüchtete und libanesische Familien in Not
Nach vielen Jahren Bürgerkrieg in Syrien ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung ins Ausland geflohen. Der Libanon, halb so groß wie Hessen, hat selbst nur 4,5 Millionen Einwohner und beherbergt 1,5 Millionen Flüchtlinge aus Syrien. Die Folgen: Mangelnder Wohnraum, steigende Mieten, überfüllte Straßen, fehlende Schulplätze, Engpässe bei der Strom- und Wasserversorgung und Arbeitslosigkeit. Dazu kommen die Auswirkungen der Explosionskatastrophe in Beirut, der Corona-Pandemie und der Wirtschaftskrise.
GLOBAL CARE unterstützt seit November 2012 die Hilfsmaßnahmen von vier lokalen Kirchengemeinden. Regelmäßig werden Versorgungspakete mit Grundnahrungsmitteln, nährstoffreicher Babynahrung und – milch sowie Hygienepakete mit Windeln, Shampoo und Waschpulver verteilt. Die ehrenamtlich tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besuchen die Familien und kümmern sich um ihre Nöte und Bedürfnisse. Da sie selbst Opfer eines Bürgerkrieges waren, können sie die Situation der traumatisierten Geflüchteten verstehen. Um den Kindern und Familien unbeschwerte Momente zu ermöglichen, werden Feste und Veranstaltungen, wie Kinoabende oder Kindertreffen organisiert. Das Mitarbeiter-Team unterstützt die Eltern bei der Suche nach Unterkunft und Arbeit. Teil der Hilfe ist auch qualifizierte Bildung für die Kinder der geflüchteten Familien. In einem Lernzentrum erhalten sie wertvolle Grundkenntnisse und individuelle Förderung.
Weitere Informationen zur Hilfe im Libanon / Nothilfe Nahost
» Wir stehen an der Seite der Kinder in Gaza, Israel, Libanon
» Hilfe für syrische Geflüchtete und libanesische Familien in Not

Keine Wahl: Fliehen oder Sterben
Die 27-jährige Wlaa lebte mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in einer Vorstadt von Damaskus. Jahrelang wurde die Stadt abgeriegelt, sodass die Versorgung mit Nahrungsmitteln für die ansässigen Familien zu einem Überlebenskampf wurde. „Angst und Verzweiflung bestimmten unser Leben.
Angst davor zu verhungern oder auf der Straße umgebracht zu werden. Wir blieben viel Zuhause und überlegten täglich, wie wir an Nahrungsmittel kommen sollten. Immer wieder zogen Truppen und illegale Milizen durch die Stadt und ermordeten hunderte Menschen. An einem Tag schossen sie meinen Mann und meine Tochter, die in seine Arme fliehen wollte, nieder. Und dann hatten wir keine Wahl mehr: Fliehen oder Sterben. Also floh ich 2015 mit meinen drei Kindern in den Libanon, nach Beirut. Hier habe ich endlich Hilfe gefunden. Wir sind gut versorgt und meine Kinder können wieder zur Schule gehen und spielen.“
Tagebuch der Hilfe
08.11.2024
Neben der ausgeweiteten Nothilfe, die GLOBAL CARE im Libanon durch Verteilungen von Lebensmitteln und Hygieneartikeln leistet, wird auch die bestehende Unterstützung für syrische und libanesische Familien fortgesetzt. Wir freuen uns, dass in dem geförderten Bildungszentrum in Beirut auch in der aktuellen Lage Nähkurse für Frauen sowie Unterricht und Nachhilfe für Kinder durchgeführt werden.
01.11.2024
Das Dröhnen der Hubschrauber und das Geräusch von Explosionen in der Ferne sind wie ein ständiger Unterton im Leben von Saeed und vielen weiteren Menschen, die vom Krieg im Nahen Osten betroffen sind. Aufgrund der Eskalation des Konflikts ist Saeed aus seinem kleinen Dorf im Südlibanon geflüchtet. Seine Stimme klingt traurig: „Ich habe alles zurückgelassen – meine Olivenbäume, mein Zuhause. Es ist, als ob ein Teil von mir immer noch dort ist. Auf meiner Flucht nach Beirut fühlte ich mich ängstlich und unsicher. Ich suchte Zuflucht in einer kleinen Wohnung von Bekannten, wo bereits vor mir eine große in Not geratene Familie angekommen war. Wir haben keinen Platz, es gibt kaum Privatsphäre. Doch die Lebenshaltungskosten sind so in die Höhe geschnellt, dass wir uns keine andere Wohnsituation leisten können. Vielleicht könnt Ihr Euch nicht vorstellen, wie wichtig die Notpakete für uns sind, die wir erhalten. Die Lebensmittel und Hygieneartikel sind wie ein Licht in der Dunkelheit! Wir wissen, dass da Menschen sind, die an uns denken und sich um uns kümmern!“
24.10.2024
Pastor und Projektleiter Joy Mallouh schreibt aus Beirut: „Während ich diese Zeilen verfasse, höre ich schwere Bombeneinschläge. Die Zahl der vertriebenen Menschen steigt – unter ihnen viele Kinder. Vor wenigen Tagen wurde ein Gebäude, in dem fünf Familien Zuflucht gefunden hatten, komplett zerstört. Alle kamen ums Leben. Es gibt keine sicheren Orte, die Menschen leben in Schulen, Kirchen oder auf der Straße. Sie haben keine Kleidung, keine Lebensmittel und kein Dach über dem Kopf!“
27.09.2024
Daoud Arnaout von der lokalen Partnerorganisation Heart for Lebanon berichtet: „Allein heute Morgen sind 25 Personen auf einen Schlag bei einem Raketenangriff auf ihr Haus ums Leben gekommen. Unter ihnen Kinder und Frauen. Aufgrund der großen Not haben wir unsere Hilfe auf 2 000 Familien verdoppelt. Die vielen Menschen, die in Schulen, Kirchen oder öffentlichen Gebäuden untergekommen sind haben keine Kochgelegenheit. Daher verteilen wir z.B. Dosen mit gekochten Kichererbsen und Hot Dogs, die sofort verzehrbar sind. Die Flüchtlinge benötigen dringend Matratzen, aber es sind momentan keine verfügbar. Wir befürchten, dass die Händler abwarten und dann die Preise verdreifachen!“
27.08.2024
Maarouf lebt im südlichen Libanon. „Der Krieg kommt immer näher“, erzählt er. Am 20. Juli saß er wie fast jeden Abend mit seiner Familie im Wohnzimmer. „Plötzlich hörten wir laute Explosionen in unmittelbarer Nähe. Wir hatten Angst. Einige von uns rannten aufs Dach, um zu sehen, was passiert war. Ich erinnere mich, dass meine Eltern und mein Schwager im Haus blieben. Vom Dach aus sahen wir Feuer an der Küstenstraße, die Einschläge wurden immer lauter. Plötzlich wurde auch unser Haus von einer Rakete getroffen. Wir rannten zurück und waren erleichtert und zutiefst dankbar, dass alle lebten. Mein Schwager jedoch verlor sein Augenlicht. Das Geschoss hatte vier Wände durchschlagen und verursachte starke Schäden. Die Küche und das Wohnzimmer sind unbewohnbar. Doch nicht nur wir waren betroffen. In dieser Nacht hatte es ein Trommelfeuer von Explosionen gegeben – viele Dörfer wurden getroffen und verwüstet. Ich hoffe sehr, dass der Krieg bald endet!“
Maarouf und seine Familie sind vorübergehend im Haus seiner Schwester untergekommen. Regelmäßig erhalten sie im Rahmen der Nothilfe Lebensmittelpakete, die dazu beitragen, diese schwere Zeit zu überbrücken.
24.07.2024
Der Libanon befindet sich noch immer in einer schweren Krise. Hinzu kommt der aktuelle Krieg in Gaza. Um Kindern unbeschwerte Momente mit Spiel und Spaß zu ermöglichen, finden auch in diesem Sommer besondere Events statt. Mitte Juli nahmen 28 Kinder an einem dreitägigen Sommer-Programm auf dem Gelände der Church of God Ashrafieh teil. Die Tage starteten mit einem leckeren Frühstück, gefolgt von Spielen, Singen, Basteln und spannenden Themen. Glücklich und erschöpft ging es nach dem Mittagessen wieder nach Hause.
27.04.2023 Reisebericht Libanon – Familie Schneidewind
Anfang April 2023 durften wir Beate Tohmé in den Libanon begleiten. Dabei lernten wir ein wunderschönes Land mit freundlichen und herzlichen Menschen kennen, das – von der internationalen Politik nahezu vergessen – an seinen fast unüberwindbar wirkenden Problemen leidet. Die ungeheure Zahl von 1 Mio. Flüchtlingen aus Syrien und dem arabischsprachigen Raum, Inflation, Arbeitslosigkeit, Abwanderung der gut ausgebildeten Elite und das Fehlen einer funktionsfähigen Regierung belasten das kleine Land. Allein in Beirut ist es erschreckend zu sehen, dass zweieinhalb Jahre nach der Explosion im Hafen viele Schäden an Gebäuden noch nicht behoben werden konnten, weil die Mittel fehlen. Das ehemals schicke Zentrum am Hafen, das zum Flanieren und Einkaufen einlud, ist wie ausgestorben, Cafés und Geschäfte haben nach der Explosion nicht wieder geöffnet. Der Tourismus ist zum Erliegen gekommen. Daher wurden wir als ausländische Besucher immer wieder freudig begrüßt und es wurde die Hoffnung ausgesprochen, dass es doch nicht bei einem Besuch bleiben möge, damit wieder mehr Touristen kommen und so dem Land helfen.
Neben einigen touristischen Programmpunkten konnten wir auch einen Einblick in die Arbeit des Kinderhilfswerks vor Ort bekommen. So gehörte der Besuch in der Greater Beirut Evangelical School, die durch das KHW unterstützt wird, zu den bewegendsten Momenten der Reise. Mitten im Wohnviertel Ashrafieh tauchten wir ein in das typische Gewusel einer großen Pause am Schulvormittag. Auf dem Campus und separaten Schulhöfen für die jüngeren Kinder wurde gespielt, getobt und gelacht. Der Eindruck einer fröhlichen und herzlichen Atmosphäre wurde bestätigt, als wir durch alle Bereiche der Schule vom Kindergarten bis zu den Unterrichtsräumen der Oberstufe geführt wurden. Eine 6. Klasse sang sogar uns zu Ehren ein Lied. Die Klassenräume wirkten recht eng und voll, in Deutschland sitzen Schüler schon lange nicht mehr an kleinen Zweierbänken, aber dennoch herrschte überall eine konzentrierte Lernatmosphäre. Dass jeder Raum mit Beamer und Whiteboard ausgestattet ist und dass Digitalisierung selbstverständlich ist, überraschte uns, denn so weit sind wir in Deutschland noch lange nicht. Nach diesem rundum positiven Eindruck von der Schule erfuhren wir im Gespräch mit der Vertreterin der erkrankten Direktorin, wie schwierig die Lage zur Zeit ist. Durch die hohe Inflation und die steigenden Kosten können sich viele Eltern das Schulgeld nicht mehr leisten, möchten aber ihren Kindern weiter den Besuch dieser guten Schule ermöglichen und tun alles, um irgendwie das Geld aufzubringen. Ohne die Unterstützung durch das KHW, das einige Familien beim Schulgeld unterstützt, wäre für diese Kinder der Schulbesuch nicht mehr möglich. Aber nicht nur viele Eltern kämpfen mit finanziellen Problemen, sondern auch die Lehrer sind unmittelbar betroffen, denn auch ihr Gehalt reicht in der gegenwärtigen Situation nicht mehr aus, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, so dass es Hilfspakete für die Lehrer gibt und die Möglichkeit, Spendenpatenschaften zu übernehmen. Dennoch bleiben die meisten Lehrer an dieser Schule und widmen sich mit viel Engagement und großer Herzlichkeit den ihnen anvertrauten Kindern.
Wir waren zutiefst beeindruckt und berührt von dem, was wir an diesem Vormittag erlebten.
Am Nachmittag stand dann der Besuch bei Familien, die durch GLOBAL CARE bzw. die örtliche Kirchengemeinde unterstützt werden, an. Mit der Frau von Pastor Joy Mallouh, die den Kontakt zu den Familien hält, besuchten wir eine christliche Familie, die durch die Situation in Syrien den Weg in den Libanon gesucht hat, eigentlich nicht auf Hilfe angewiesen war, aber durch die hohe Inflation in Not geraten ist, weil das Einkommen des Familienvaters nur für die Miete reicht. In einer Zweizimmerwohnung leben zwei Familien mit ihren Kindern. Kleiderspenden für die Kinder und Lebensmittelpakete helfen ihnen beim Überleben. Selbstverständlich, dass uns ein arabischer Kaffee serviert wurde. Ein gemeinsames Gebet war der Abschluss unserer Begegnung.
Gisela und Dr. Matthias Schneidewind
25.04.2023
Zum „Tag des Baumes“ am 25.04. hat GLOBAL CARE Geschäftsführerin Beate Tohmé eine Zeder von ihrer Libanon-Reise mitgebracht und diese an den Fritzlarer Bürgermeister Hartmut Spogat übergeben: „Mir kam das Zitat von Martin Luther in den Sinn – auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt zugrunde geht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen. Die Zeder ist ein Zeichen von Verbundenheit über Landesgrenzen hinaus und steht gleichzeitig für den Wunsch nach Hoffnung in einem Land, das unsere Hilfe dringend benötigt. Die Stimmung im Libanon ist sehr bedrückend. In der Hauptstadt Beirut gibt es nur drei Stunden Strom täglich. Die Hyperinflation treibt Menschen in die Armut. Es ist wichtig, dass wir ihre Geschichten erzählen.“
Seit vielen Jahren gehört der Libanon zu den GLOBAL CARE Einsatzländern. Die Unterstützung syrischer und libanesischer Familien in den Bereichen Versorgung und Bildung ist ein Teil der Hilfe vor Ort. Vom Libanon aus wird auch die Nothilfe für Erdbebenopfer in Syrien koordiniert.
06.04.2023
Im Rahmen ihrer Libanonreise hat GLOBAL CARE Geschäftsführerin Beate Tohmé gestern die Greater Beirut Evangelical School besucht. GLOBAL CARE hat 40 bedürftige Familien bei der Finanzierung der Schulgebühren unterstützt. Schulleiterin May Hunaykaty Schoucair erzählt von den Kindern und der schwierigen Situation. „Rama wurde von ihrem Vater verstoßen. Ihre Mutter war krebskrank und ist gestorben. Sie lebt jetzt bei ihrer Tante, die zwei eigene Kinder hat und Hilfe braucht, um Rama den Schulbesuch zu ermöglichen. Rama zweifelt oft an sich und leidet darunter, dass sie von ihrem Vater verstoßen wurde. Wir sagen ihr, dass sie sehr wertvoll ist. Bei vielen der anderen unterstützten Kinder haben Eltern ihre Arbeit verloren oder verdienen durch die Hyper-Inflation kaum noch etwas. Ich möchte unseren großen Dank zum Ausdruck bringen. Eure Hilfe ist mehr als finanzielle Unterstützung. Sie ist ein Zeichen der Liebe und ein großer Segen.“
04.04.2023
Heute fand eine Sitzung mit dem engagierten Team unserer lokalen Partnerorganisation im Libanon statt, um die Hilfsmaßnahmen für das kommende Jahr zu planen. Die andauernde Krise im Libanon ist deutlich zu spüren. Täglich fällt der Strom stundenlang aus, viele Geschäfte sind geschlossen, der libanesische Lira verliert weiterhin massiv an Wert und die Preise steigen und steigen… Pastor Joy Mallouh freut sich, dass unsere Hilfe weitergeht: „Wir möchten den verzweifelten Menschen in der schweren Zeit zur Seite stehen, damit sie spüren, dass sie nicht alleine sind.“
02.03.2023
Stellvertretender GLOBAL CARE Vorsitzender Werner Sommerfeld ist gut in Beirut angekommen. Er wird Einblick in die Erdbeben Nothilfe erhalten, die von dort aus koordiniert wird und unsere Hilfsprojekte für syrische und libanesische Familien besuchen. Heute hat er die Schulleiterin der privaten „Greater Beirut Evangelical School“ getroffen, die von GLOBAL CARE unterstützt wird. Viele öffentliche Schulen haben zur Zeit geschlossen, weil Lehrerinnen und Lehrer wegen fehlender Bezahlung streiken.
12.05.2022 – Lernzentrum für Kinder syrischer Geflüchteter
Es ist eine große Freude, dass das Lernzentrum für Kinder syrischer Geflüchteter wieder geöffnet hat. 25 Kinder erhalten hier Grundkenntnisse in Arabisch, Englisch und Mathematik. Darüber hinaus gibt es Workshops in Sport, Spiel und Kunst, einen Bibelkurs und viele Aktivitäten, die zu ihrer Entwicklung und Förderung beitragen. Alle Kinder werden mit einem Snack versorgt. Pastor Joy Mallouh erzählt vom ersten Tag: „Es war so schön, dass so viele Kinder gekommen sind – jeder Platz war besetzt! Wir freuen uns, dass wir inmitten der großen Krise in unserem Land neben qualifizierter Bildung auch Freude und Hoffnung in die Kinderherzen bringen können.“Wie können Sie helfen?
GLOBAL CARE versorgt regelmäßig 100 Flüchtlingsfamilien mit Grundnahrungsmitteln, Hygieneartikeln und Babynahrung, um ein Überleben sicher zu stellen. Hilfe ist dringend nötig, um eine lückenlose Versorgung garantieren zu können. So können Sie helfen:
Projekt: 8770 -010 – Nothilfe für Familien im Libanon Spendenkonto: DE16 5205 2154 0120 0001 20 Sie haben Fragen? +49 (0)5622 6160 oder per E-Mail.Kontakt?
Wir stehen Ihnen gerne zur Verfügung. Montag bis Freitag von 8:00 Uhr bis 16:00 Uhr.
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